
Vergangene Woche durfte ich an einer Podiumsdiskussion in Berlin teilnehmen, organisiert von Reuters unter dem Titel „AI and the Future of News“. Medienverantwortliche aus ganz Europa kamen zusammen, um darüber zu sprechen, wie Künstliche Intelligenz unsere Arbeit, unsere Verantwortung und unsere Rolle als Medienschaffende verändert.
Es war ein intensiver Tag mit klugen Gedanken, ehrlichen Fragen und viel Gesprächsbereitschaft. Ein besonderer Dank geht an meine Mitdiskutierenden Alphonse Hardel, Minna Mustakallio und James Fletcher – für ein lebendiges Panel zu KI, Ethik und Transparenz. Und an Jane Barrett, deren lesenswerter Rückblick hier verlinkt ist.
KI verändert nicht nur Arbeitsweisen – sie fordert unsere Grundsätze heraus.
Was nehme ich mit? Wir stehen vor einer umfassenden „Neu“-Phase:
- Neu denken, wie und wo wir unser Publikum erreichen: Re-think
- Neu qualifizieren, unsere Teams und uns selbst: Re-skill
- Neu strukturieren, redaktionelle Abläufe – jenseits technischer Tools: Re-tool
- Neu definieren, was unsere Kultur trägt: Re-define
- Neu stärken, was uns journalistisch ausmacht: Re-inforce
Drei Punkte sind für mich zentral:
Annehmen: KI ist längst in den Redaktionen angekommen – weltweit. Sie hilft uns, wiederholende Aufgaben zu automatisieren und schafft Raum für Kreativität. Das ist spannend. Aber: Es reicht nicht, einfach neue Tools einzusetzen. Wir müssen sie bewusst und mit Augenmaß in unsere journalistische Arbeit integrieren. Sonst riskieren wir, das zu verlieren, was unsere Arbeit ausmacht: Genauigkeit, Objektivität – und das Vertrauen unseres Publikums.
Fokussieren: Bei all dem technischen Fortschritt dürfen wir eines nicht aus dem Blick verlieren: die ethischen Fragen. Wie transparent gehen wir mit KI im redaktionellen Alltag um? Für mich bedeutet Transparenz nicht, jedes Detail offenzulegen – sondern ehrlich zu sagen, wann KI Einfluss auf Inhalte hatte, vor allem, wenn sie die Perspektive einer Geschichte mitprägt. Das ist keine Nebensache – das ist unsere Verantwortung.
Ausbalancieren: Die große Kunst wird sein, die Vorteile von KI mit dem zu verbinden, was Journalismus im Kern ausmacht: Haltung, Verantwortung, Glaubwürdigkeit. Es wäre ein Fehler, der Technik alles zu überlassen. Wir brauchen den Menschen im Journalismus – als kritische Stimme, als moralischen Kompass, als kreativen Kopf.
Verantwortung übernehmen – weltweit: Medienhäuser tragen Verantwortung – nicht nur nach innen, sondern auch im größeren Zusammenhang. Wir müssen mitgestalten, wie KI zum Wohl der Gesellschaft eingesetzt wird. Dazu gehört, dass wir mit Technologieunternehmen und Regulierern im Dialog bleiben – und dass wir den globalen Süden einbeziehen: nicht nur als Nutzer, sondern als Mitgestalter.
Wenn wir das nicht tun, laufen wir Gefahr, bestehende Ungleichheiten zu verfestigen. Und das darf nicht passieren. Eine faire, inklusive KI-Zukunft – das ist eine Aufgabe, die wir alle gemeinsam tragen.